Kinderschutztag 2022 „Ich habe etwas zu sagen“

14.02.2023 Uwe Lindemann

Kinderschutz ist ein fundamentaler Pfeiler in der Jugendhilfe. Es ist wichtig, dass sowohl die Mitarbeitenden, als auch die Kinder- und Jugendlichen sich mit den Themen des Kinderschutzes und Kindeswohles auseinandersetzen und im regelmäßigen Austausch bleiben.

Der Träger Leben(s)zeit gGmbH integriert jedes Jahr in den stationären Einrichtungen Kinderschutztage. Somit wird das Verständnis für Kinderschutz und damit einhergehende Themen regelmäßig besprochen, enttabuisiert und greifbar gemacht.

Der Schwerpunkt liegt darauf, mit den jungen Menschen in den stationären Wohngruppen zu spezifischen Themenschwerpunkten in den Austausch zu gehen, Projekte zu erarbeiten und Fragen zu beantworten.

Im Jahr 2022 lautete das Thema:

„Ich habe etwas zu sagen“

Mit der Einführung des KJSG (Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes) wird das Recht der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen immer mehr in den Vordergrund gerückt und verstärkt. Doch nur zu wissen, das ich „etwas zu sagen habe“ reicht nicht aus. Es ist besonders für die Kinder und Jugendlichen relevant, zum einen zu wissen, dass Sie das Recht auf Mitsprache haben, und zum anderen die Handlungswerkzeuge der Umsetzung zu kennen und diese anwenden zu können.

Die Wohngruppen sind dabei mit großem Interesse in die Planung gegangen und haben mit den Kindern-und Jugendlichen gemeinsam unterschiedliche Projekte erarbeitet. Altersspezifisch kam es zu verschiedensten Umsetzungen. Einige Beispiele sind im weiteren Verlauf aufgeführt.

Tagesgruppe

Auch die Bewohner*innen der Tagesgruppe haben bei dem Kinderschutztag 2022 mitgewirkt. Die Kinder sind im Alter von 7-12Jahren und werden von drei Erzieherinnen betreut. Das Thema für welches sie sich entschieden haben, war das „Beschwerdemanagement“.

Wie folgt wurde dies bearbeitet:

Zunächst wurden die Rechte der Kinder wiederholt und nochmals gefestigt.

Danach wurden sie befragt, ob sie wissen, wie und wo man sich beschweren kann, wenn man mit irgendjemandem Probleme hat. Anschließend ist daraus die Idee erwachsen, einen Beschwerdebriefkasten zu bauen. Zusammen wurden dazu notwendige Materialien gesammelt.

Der Schwerpunkt lag besonders darin, was passiert, wenn eine Beschwerde im Briefkasten eingegangen ist?! Außerdem wurde den Kindern noch einmal bewusst, welche Anlaufstellen es für eine Beschwerde gibt.

Erziehungswohngruppe

Die Altersspanne in dieser Erziehungswohngruppe ist zwischen 8-16Jahren, mit einem Team von vier Erzieher*innen und einem Auszubildenden. Auch hier gingen die Erzieher*innen mit den Kindern und Jugendlichen in den Austausch. Sie entschieden partizipativ, welche Projekte bearbeitet wurden und beim Kinderschutztag eine praktische Umsetzung fanden.

Dabei entschied sich die Gruppe zum einen für den „Baum der Stärken“, welcher signalisieren soll, das jede Person ein wertvoller Teil der Gemeinschaft ist. Somit können sich Gruppenmitglieder in Ihren Stärken ergänzen und helfen. Viele Stärken führen demnach zu einem starken Ganzen.

Zum anderen nahm die Gruppe eine „Sozialraumanalyse“ vor. Sie erstellten ein Plakat, auf welchem ihr Sozialraum dargestellt wurde. Anschließend wurde mit den Kindern und Jugendlichen recherchiert, welche Anlaufstellen für Beschwerden es in ihrem Sozialraum gibt. Diese wurden auf dem Plakat vermerkt.

Kleinkindkrise

Auch die kleinsten Bewohner*innen haben beim Kinderschutztag 2022 mitgewirkt. In unserer Kriseneinrichtung lebten zum diesem Zeitpunkt 4 Kinder im Alter zwischen 1 und 5 Jahren. Die Kinder in dieser Einrichtung helfen grundsätzlich gern beim Kochen und werden immer bei der Essensauswahl mit einbezogen, denn auch sie „haben etwas zu sagen“, auch wenn es ihnen aufgrund des Alters häufig noch am Medium Sprache oder am Wortschatz mangelt. Da eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dieser Altersklasse nicht zu realisieren ist, haben die Kolleg*innen der Kriseneinrichtung die Kinder eine Pizza belegen lassen. Nach Herzenslust haben sie wild die vorgefertigten Pizzateige belegt, mit diversem Gemüse, Salami, Thunfisch und Käse. Auffallend war, dass die Kinder nachdem alles zubereitet war, mehr gegessen haben, als zu anderen Mahlzeiten, bei welchen sie weniger in der Zubereitung involviert waren.